Die Geschichte des Ski- und Seilbahnfahrens

Abenteuerliche Bergbahnen: Teil 1

publiziert: Dienstag, 23. Nov 2010 / 09:52 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 24. Nov 2010 / 14:10 Uhr

Die Geschichte der Bergbahnen ist auch eine Geschichte der Pistensicherheit und des Ticketings. Und diese Geschichte ist so abenteuerlich, dass man es gar nicht für möglich hält, dass sich der Skisport überhaupt breit durchsetzen konnte.

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Denn früher stellte nicht bloss die Abfahrt eine Herausforderung an den Skifahrer mit seiner unbeholfenen Sportausrüstung, schon die Beförderung war ein Abenteuer sondergleichen: von gezogenen Schlitten, Traktorschlitten und umständlichen Gurtenliften über sonderliche Blechkisten bis hin zu den ersten Quersesselliften. Gottlob ist heute alles viel besser.

Wagemut, Erfindergeist, Cleverness, starker Wille und viel Durchhaltevermögen, gepaart mit einer Mischung aus Vision und Grössenwahn: dies war der Grundstein für den modernen alpinen Tourismus, wie wir ihn seit etwa 100 Jahren kennen. Was der Bau der Bergbahnen an unglaublichen Strapazen für die Betreiber und Benützer bedeutete, ist heute kaum mehr vorstellbar.

Früher

Nichts beeinflusste unseren Alpentourismus mehr als die Zahnrad- und Drahtseilbahnen. Sie waren die ersten Bahnen auf die Berge, lange bevor diese überhaupt als Skipiste benutzt wurden. Vielmehr waren die ersten Bergbahnen dem Pioniergeist des Hoteliers Franz-Josef Bucher Durrer und seinem Geschäftspartner Josef Durrer-Gasser zu verdanken. Zusammen bauten sie das Hotel Bürgenstock und dazu die erste elektrische Standseilbahn der Schweiz. Die 1888 eröffnete Bahn kam gerade recht für die Engländer, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Alpen kamen, um dem Kohlestaub der englischen Metropolen zu entfliehen. Die gute Luft kurierte Staublungen, Tuberkulose und sonstige Zivilisationskrankheiten.

Doch schnell wurde es den Engländern langweilig, den ganzen Tag nur im Schnee zu hocken. Also begannen sie mit «norwegischen» Holzbrettern und Schlitten den Berg raufzulaufen, um dann runterzusausen. Anfangs schüttelte die Bergbevölkerung noch den Kopf über die Engländer, die schon vor der Jahrhundertwende den Hügel auf Brettern zu erklimmen versuchten oder in St. Moritz eine Rodelbahn (Cresta-Run) in den Schnee bauten.

In anderen Regionen wie etwa auf dem Gurten wurden die Skifahrer sogar mit Mistgabeln von den Bauern vertrieben. Doch einer hatte den Mut, für die neue Sportart aus Norwegen zu kämpfen: Christoph Iselin. Der Glarner gründete 1893 den ersten Ski-Club der Schweiz, aus dem der SSV entstand. 1902 veranstaltete Iselin das erste offizielle Skirennen.

Skifahren wurde in den kommenden Jahren immer beliebter. Auf jedem Dorfhügel wurden Skikurse gehalten, oft von eigens importierten Norwegern, die als Väter des Skisports gelten. Doch besonders einem Mann verdankt die Schweiz den grossen Durchbruch als Skination: Sir Arthur Conan Doyle, der Schöpfer von Sherlock Holmes. Er schrieb in Kolumnen über die Magie von Davos und das Skifahren, so dass immer mehr Engländer kamen. Das war 1890.

Mit dem Prinzip von Drahtseilbahnen

Die erste mechanische Skifahrer-Aufstiegshilfe entstand 1907 beim Hotel Bödele in der Nähe von Dornbirn im österreichischen Vorarlberg. Diese Einrichtung bestand aus einem bootsähnlichen Schlitten, in dem bis zu sechs Personen Platz fanden. Schlittenlifte wie am Bödele entstanden in den 20er-Jahren auch in der Schweiz, hierzulande besser bekannt als Funi. Funi ist die Abkürzung für das französische «Funiculaire», was Standseilbahn bedeutet. Bei dem Funi werden zwei Schlitten eingesetzt, die über ein Drahtseil so miteinander verbunden sind, dass dem bergwärts fahrenden ein sich talwärts bewegender gegenübersteht. Ein ebenso simples wie geniales System, das auf dem Prinzip der Drahtseilbahn basiert. Die ersten beiden schweizerischen Schlittenseilbahnen für den Personentransport wurden im Winter 1924/25 in Crans-Montana in Betrieb genommen. Später wurden sie in fast allen Kurorten eingesetzt, die sich allmählich auch für den Wintertourismus interessierten, der immer beliebter wurde. Der Funi auf den Hornberg im Skigebiet von Gstaad-Saanenmöser fuhr noch bis zum Winter 1985/86. Der erste patentierte Schlepplift nahm jedoch bereits 1908 in Schollach im Schwarzwald seinen Betrieb auf. Der Erfinder, Robert Winterhalder, konstruierte eine umlaufende, durch ein Wasserrad angetriebene Seilbahn, deren Seil über Tragrollen auf fünf Holzstützen lief. Die Skifahrer und Rodler konnten sich so mittels Zangen am Förderseil festkrallen und zur 32 Meter höher gelegenen Bergstation ziehen lassen. Leider wurde die Anlage im Jahre 1914 zu «Rüstungszwecken» abgebaut. Der Skilift geriet im Bombenhagel des Ersten Weltkrieges in Vergessenheit.

Sie- und Er-Lifte

Als am 23. Dezember 1934 der erste Bügelskilift der Welt auf der Bolgenpiste in Betrieb genommen wurde, war es ein bisschen wie Weihnachten für die Davoser Wintersportler. Die Anlage war ein voller Erfolg und verzeichnete am Ende ihrer ersten Saison im März 1935 bereits 70’000 Schleppfahrten. Das ist unglaublich viel, wenn man bedenkt, dass nur 170 Leute in der Stunde transportiert werden konnten. Also kam Skilehrer Jack Ettinger auf die Idee, den Einerbügel durch T-förmige Doppelbügel zu ersetzen und liess bei seinem Vater, einem Wagner, einen Prototypen aus Holz herstellen. Der Skilifthersteller Constam erkannte das Potenzial der Leistungsverdoppelung und liess den Bolgenlift für den Winter 1935/36 auf Doppelbügel umrüsten. In der Werbung wurden die mit Doppelbügeln ausgerüsteten Skilifte in der Folge «Sie- und Er-Lifte» genannt. Jack Ettinger hat es leider versäumt, seine Erfindung patentieren zu lassen, doch liess ihm Constam für jeden neuen Lift einige hundert Franken überweisen. Bereits ein Jahr nach der erfolgreichen Premiere konnte Constam im mondänen St. Moritz seinen zweiten Skilift erstellen, der mit einer Länge von 800 Metern den Bolgenlift um das Dreifache an Länge übertraf. Schon bald zog auch Arosa mit und kaufte sich den ersten «Sie- und Er-Lift». Im Skigebiet Lenzerheide auf der Westseite gibt es noch heute eine Hommage an diesen Lift mit der «Sie- und Er-Piste».

Eine weitere bahnbrechende Erfindung

Im Kriegsjahr 1939 tauschte der Toggenburger Kurort Wildhaus seinen Funi- Schlitten gegen einen Gurtenskilift aus, der bereits erfolgreich in Crans-Montana lief. Der Gurtenskilift ist ein besonders kurioses Beförderungssystem, denn er diente gleichzeitig als Ticket-System. So bekam der beförderungswillige Skifahrer gegen Entgelt einen Gurt (1.20 Franken pro Fahrt), den sich der Skifahrer um den Leib schnallen und mit einem Sicherheitshandgriff festhalten musste. Der Gurt wurde an einem Hanfseil eingehakt. Oben angekommen, musste der Skifahrer den Gurt abgeben und sich bei erneuter Fahrt einen neuen Gurt gegen Entgelt holen. Das System setzte sich trotz anfänglicher Beliebtheit nicht durch. Experimente mit Liften gab es damals viele. So testete man 1944 in Engelberg am Jochpasslift, ob der Skilift sich auch für Wanderer eignen würde. Ein Lift zog den Fahrgast mit Hilfe des verlangsamten Skilifts den Berg hinauf, was das Bergaufgehen einfacher machen sollte. Was es auch tat. Hinzu kam eine weitere bahnbrechende Erfindung, die sich auf den alpinen Tourismus stark auswirken sollte: der Sessellift. Es waren wieder die experimentierfreudigen Engelberger, die zum ersten Mal den Sommerbetrieb mit einsitzigen Sesseln am Jochpasslift testeten. Noch etwas Besonderes gab es bei diesem Probebetrieb: zwei büchsenähnliche Leichtmetall-Stehkabinen, die für den Schlechtwettereinsatz gedacht waren. Gondelkabinen, Gehlifthilfe oder Einersessel: das gab es 1944 alles an einem Lift.

Quer zur Landschaft

Am 1. Januar 1948 eröffnete in Braunwald die erste Sesselbahn der Schweiz. Sie führte von Braunwald auf den Kleinen Gumen am Fusse der Eggstöcke. Das Spezielle daran: Man sass quer zur Landschaft und hatte damit einen herrlichen Blick über das Alpenpanorama. Erst vor drei Jahren wurde der Betrieb dieser Sesselbahn eingestellt. Der alte Gumenlift wurde mit einer Novität, also wiederum mit Quersesseln und zusätzlichen 4er-Gondeln ausgestattet. Diese Spezialbahn nennt sich im Fachjargon Kombibahn. Die erste der Welt wurde im Toggenburg in Alt St. Johann im Jahre 2003 realisiert. Diese Gondel-Sessel-Kombibahn fährt von Alt St. Johann nach Alp Selamatt.

Als Ergänzung soll hier noch ein etwas spezielleres Transportmittel für Wintersportler genannt werden, das zwar mit Seilbahnen nichts zu tun hat, jedoch eine gewisse Verwandtschaft mit den Funis nicht leugnen kann: der Motorschlittenzug System Hürlimann. Dieses aus einem Raupentraktor und zwei Anhängeschlitten bestehende Fahrzeug wurde vom Kurort Flims angeschafft, um eine Verbindung zwischen dem Dorf und dem höher gelegenen Skigelände anzubieten. In Betrieb kam der Schlittenzug anfangs Januar 1939, er wurde aber bereits bei Kriegsausbruch von der Armee eingezogen. Das System des Funis wurde natürlich weiterentwickelt zum Funispace oder zum Funitel, bei dem die Kabine parallel auf zwei Stahlseilen hochgezogen wird, wodurch die Bahn auch bei starkem Wind genutzt werden kann.

3000 Personen pro Stunde

Das erste in der Schweiz eingesetzte Funispace wurde 1994 in Verbier auf den Les Attelas realisiert. Diese Bahn ist heute noch die leistungsstärkste Bahn der Schweiz mit einer Förderkapazität von 3000 Personen pro Stunde. Ein Jahr später wurde die Funitel auf den Plaine Morte auf über 3000 Meter über Meer in Crans-Montana umgesetzt. Doch Funitels sind weit mehr als nur grosse Seilbahnen, und längst nicht alle Funitels sind gleich.

(Idee: Pascal Ludi/winterguide.ch)

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